Müssen sich Unternehmer bald eine neue Bank suchen?
Kein Anlass für Schwarzmalerei bei den Regionalbanken
Dass Regionalbanken in den nächsten Jahren reihenweise vor der Pleite stehen, scheint überzogen. Ein ungünstiges Kosten-Erlös-Verhältnis und anhaltende Niedrigzinsen allein dürften die Institute jedenfalls nicht flächendeckend aus der Bahn werfen. Denn die Problemfelder bei den Sparkassen und VR-Banken sind nicht neu - auch nicht in den Vorstandsetagen der Institute.
Seit Jahren ringen sie mit den Direktbanken um Kunden und Marktanteile und haben in mancher Sparte Federn lassen müssen. Als spezifischer Kostenfaktor der beiden Bankengruppen kommen das dichte Filialnetz und das - im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Internet - personalintensive Geschäftsmodell hinzu. Andererseits haben die meisten Geno-Banken und Sparkassen in der Vergangenheit gut verdient und genügend Reserven zurücklegen können. Deshalb werden diese Institute auch die aktuelle Niedrigzinsphase durchaus noch einige Jahre überstehen.
Bankenregulierung - Unternehmer bekommen bei neuen Kreditanträgen die Auswirkungen zu spüren
Allerdings sollten Unternehmer hellwach sein und die Entwicklung bei ihrer Hausbank genau beobachten: Denn die schärferen Regulierungsvorschriften treffen die Regionalbanken vergleichsweise härter als die Großbanken. Das ist der Grund, warum Banken schon seit geraumer Zeit im Firmenkundengeschäft äußerst kreditscheu agieren. Viele müssen wegen höherer Eigenkapitalvorschriften mit der Vergabe von Kreditrisiken noch strenger haushalten oder sogar ihre Kreditbestände reduzieren.
Und nicht alle Institute werden die neuen Eigenkapitalnormen nach Basel III alleine schaffen. In der Branche werden solche Fälle üblicherweise durch Fusionen recht lautlos gelöst. Die Gefahr für Unternehmer dabei: Durch Zusammenschlüsse und/oder den Wechsel von Kompetenzträgern kann sich die bisher vertraute Kreditpolitik und Risikobewertung der Hausbank über Nacht grundlegend ändern.
Abhängigkeiten von nur einem Kreditgeber bringen Betriebe leicht in Schwierigkeiten
Zu den Leidtragenden der vermeintlichen „Krise“ von Geno-Banken und Sparkassen zählen vermutlich die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Für sie könnte der Zugang zu Fremdkapital jetzt noch schwieriger werden, wenn ihre traditionellen Finanzierungspartner tatsächlich an Substanz verlieren. Die Firmenchefs sollten für die Zukunft wissen, wie risikobereit und verlässlich ihre Hausbanken im Kreditgeschäft überhaupt noch agieren können. Natürlich sollten sie auch die eigene Bonitätseinstufung in Erfahrung bringen und bei allen wichtigen unternehmerischen Entscheidungen stets die Auswirkungen auf das Banken-Rating prüfen.
Praxistipp: Zwei gleichwertige Bankverbindungen aufbauen
Mögliche Handlungsimpulse für eine dauerhaft stabile Unternehmensfinanzierung sind eine breitere Streuung und die strategische Auswahl potenzieller Kreditgeber. Abhängigkeiten von nur einem Bankpartner könnten für manche Betriebe künftig leicht zum Verhängnis werden, wenn beispielsweise entgegen bisheriger Praxis die Zügel bei der Kreditvergabe unverhofft angezogen werden.
Weitere Finanzierungspartner zu gewinnen, funktioniert aber gewiss nicht von heute auf morgen, erst recht nicht in schwierigen Zeiten. Deshalb sollten Unternehmer nicht abwarten, bis das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist. Vielmehr gilt es, sich jetzt mit guten Unternehmenszahlen professionell zu präsentieren und sich einen Vertrauensvorschuss für die Zukunft bei einer weiteren Bank zu erarbeiten.
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